Gleich vorne weg: ein gutes Gleichgewicht schützt uns nicht nur vor Verletzungen, sondern auch vor altersbedingten Abnutzungserscheinungen.
Wenn du Knieschmerzen hast, weil du sie überlastet hast, vielleicht schon über Jahre, dann hast du eine Einschränkung deiner Lebensqualität.
Du überlegst dir gut, was du an deinem Tag planst und welche Aktivitäten gehen und welche nicht.
Sicher musst du auch ab und zu Freunden oder Familie absagen, dass du nicht mitkommst, weil deine Knie nicht mehr mitmachen.
Unsere Beine tragen uns durchs Leben und die Knie gehören eben essentiell dazu.
Meist fällt uns immer erst auf, wie wichtig unser einwandfrei funktionierender Körper ist, wenn etwas nicht mehr richtig funktioniert.
Noch ärgerlicher ist, wenn wir etwas dagegen hätten tun können, es aber gar nicht bewusst wahrgenommen haben.
Unser Gleichgewicht hängt von mehreren Faktoren ab. Es gibt das Gleichgewichtsorgan und die Steuerung im Gehirn. Bei unseren Gelenken haben wir noch eine andere tolle Funktion unseres Körpers. Diese hat viel mit Reaktion zu tun.
In unseren Gelenken, also auch im Kniegelenk, sitzen sogenannte Mechanorezeptoren. Sie befinden sich v.a. in den umliegenden Bändern, im Knorpel und in der Gelenkkapsel.
Ihre Aufgabe ist es, die Stellung des Gelenkes im Raum und die Bewegung des Gelenkes zu melden.
Das alles ist von mir nun sehr einfach dargestellt.
Um das genauer zu verstehen, mache ich dir ein Beispiel:
Angenommen, du gehst im Wald spazieren und übersiehst eine Wurzel am Boden. Dein Fuss bleibt an der Wurzel hängen und so muss dein Körper blitzschnell eine Reaktion hervorrufen, damit du nicht stürzt.
Anderes Beispiel: Du gehst auf sehr unebenem Boden laufen. Dabei muss dein Körper ständig die Position ausbalancieren, damit er nicht stürzt.
Das ausgleichen von Bewegungen muss dein Körper eigentlich mehrmals täglich machen. Wenn aber deine Rezeptoren nur schlecht geschult sind, werden sie vermutlich immer erst einige Millisekunden zu spät reagieren.
Die Folge ist, dass eine Bewegung in deinem Kniegelenk stattfindet, die nicht physiologisch ist.
Normalerweise findet im Kniegelenk physiologisch eine Roll- und minimale Gleitbewegung statt. Nicht jedoch zum Beispiel eine Verschiebung im annähernd gestrecktem Knie nach vorne und hinten.
Passiert dies in grösserem Masse, dann werden die passiven Strukturen das irgendwann nicht mehr halten und es kommt zu einer Verletzung, wie Risse in den Meniscen oder Bänderrisse (Bsp. Kreuzbandab- oder anrisse).
Sind diese unphysiologischen Scherbewegungen nur klein, kommt es zu einem deutlich höheren Abrieb der Gelenkflächen und irgendwann zeigt sich die Arthrose.
Bevor es zur Arthrose kommt, reagiert dein Knie und zeigt dir, dass etwas nicht stimmt: die Knie entzünden sich, schmerzen und schwellen an.
Spätestens nach abklingen dieser Symptome ist es an der Zeit etwas zu tun.

Es braucht nicht viel, um ein bisschen dein Gleichgewicht zu schulen.
Hier ein paar Tipps:

  • Versuche den Untergrund auf dem du übst so wackelig zu machen, wie es für dich eine Herausforderung ist:
    vielleicht reicht es schon, wenn du barfuss auf dem Fussboden trainierst.
    Die nächste Stufe wäre eine weiche Matte auf den Boden zu legen. Wähle die Dicke der Matte nach deinem momentanen Trainingsstand. Vielleicht wäre das üben im Garten auf der Wiese eine Alternative.
    Wenn dir auch das zu einfach ist, kannst du auf einem Kreisel oder Balancebord trainieren oder einfach mal auf der Slackline.
  • Als nächstes ist das Ziel dein Standbein (das trainierende Bein) möglichst aus dem Gleichgewicht zu bringen.
  • Du kannst also versuchen etwas auf dem Boden aufzuheben und es nach oben halten und an einer anderen Stelle wieder ablegen, die Augen schließen und dabei das andere Bein mit dem Knie zum Bauch ziehen oder dir selbst einen Ball hochwerfen oder gegen eine Wand spielen.

Das sind einige Beispiele, was du tun kannst um deine Rezeptoren zu trainieren und es gibt noch unzählige weitere Übungen.

Ich hoffe du verstehst nun besser, warum es wichtig ist, dein Gleichgewicht zu schulen, um noch lange schmerzfrei aktiv sein zu können. Auch wenn du vielleicht heute keine Probleme hast und jung bist, dann denke daran, dass du auch noch mit Mitte 70 aktiv sein möchtest und schon heute dafür etwas tun kannst.